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- Newsletter Oktober 2018 | Nr. 171
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Elektronisches Monitoring bei Harninkontinenz
Harninkontinenz kann Personen aller Altersgruppen betreffen, tritt aber gehäuft bei Personen höheren Alters, bei immobilen PatientInnen oder bei PatientInnen mit Erkrankungen des Nervensystems auf. Im Jahr 2014 waren geschätzte 10% (etwa 3,5 Millionen Menschen) der kanadischen Bevölkerung von Harninkontinenz betroffen. Obwohl die Erkrankung Männer und Frauen gleichermaßen betreffen kann, ist die Prävalenz bei älteren Frauen höher. Harninkontinenz kann für die betroffenen PatientInnen ein leidvoller Zustand sein und das körperliche, finanzielle, soziale und emotionale Wohlbefinden beeinträchtigen.
Um den Grad der Harninkontinenz einzuschätzen, können Miktionsprotokolle erstellt werden. Hierfür werden über einen Zeitraum von sieben Tagen die ausgeschiedene Urinmenge und Harninkontinenzen aufgezeichnet. Außerdem werden üblicherweise die PatientInnen selbst bzw. deren PflegerInnen befragt oder die Kleidung oder Inkontinenz-Hilfsmittel der PatientInnen alle ein bis drei Stunden überprüft. Mithilfe dieses manuell erstellten Protokolls kann der Pflegebedarf der PatientInnen ermittelt werden und ein Harninkontinenz-Pflegeplan entwickelt werden. Elektronische Monitoring - Systeme wurden entwickelt um die Harninkontinenz einschätzen zu können ohne auf diese manuelle Dokumentation angewiesen zu sein. Die elektronischen Systeme bestehen aus Einweg-Unterhosen mit eingebautem Sensor, welcher Miktionsmuster und -menge der PatientInnen über 72 Stunden aufzeichnet und diese an einen Server weiterleitet. Die so gewonnenen Daten können vom Pflegepersonal dazu verwendet werden, Zeiten für den Toilettengang und Pflegeroutinen individuell anzupassen und um geeignete Inkontinenzprodukte auszuwählen.
Aufgrund der niedrigen Qualität der Evidenz ist die Wirksamkeit elektronischer Monitoring-Systeme ungeklärt. Die Einführung solcher Systeme würde zu Mehrkosten führen, Kosteneinsparungen wären potentiell nur dann möglich, wenn eine größere Wirksamkeit der Monitoring-Systeme gegenüber der Regelversorgung hinsichtlich des Harninkontinenz-Managements - hauptsächlich durch Zeiteinsparungen von Betreuungspersonal - nachgewiesen werden könnte.
Eine Befragung von PatientInnen mit Harninkontinenz und Familienangehörigen von Betroffenen ergab, dass diese aufgrund der Erkrankung mit schwerwiegenden emotionalen, sozialen und körperlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Da den Befragten elektronische Monitoring-Systeme zum Zeitpunkt der Interviews nicht bekannt waren, kann nicht beurteilt werden inwiefern die Nutzung solcher Systeme betroffene PatientInnen und deren Familien beeinflussen würde. ER
HQO/ CAN 2018: Electronic monitoring systems to assess urinary incontinence: a health technology assessment. http://www.hqontario.ca/Evidence-to-Improve-Care/Health-Technology-Assessment/Reviews-And-Recommendations/Electronic-Monitoring-Systems-to-Assess-Urinary-Incontinence