- Aktuelles
- Newsletter
- Newsletter September 2018 | Nr. 170
- Editorial: SVR-Gutachten (Deutschland) zur „Bedarfsgerechten Steuerung der Gesundheitsversorgung“
Editorial: SVR-Gutachten (Deutschland) zur „Bedarfsgerechten Steuerung der Gesundheitsversorgung“
Zu einer sektorenübergreifenden Versorgung empfiehlt der SVR insbesondere eine sektorenübergreifende Angebotskapazitätsplanung und Vergütung, um die immer noch viel zu hohe Mauer zwischen den Sektoren zu öffnen. Nachfrageseitig wurden verschiedene Instrumente zur Steuerung der PatientInnen untersucht. Einerseits können Gesundheitsinformationen das patientenseitige Orientierungswissen und Selbstbeteiligungen die Selbststeuerung der PatientInnen im Versorgungssystem erhöhen. Andererseits können Leistungserbringer wie der/die primärversorgende Hausarzt/ärztin im Rahmen eines freiwilligen Gatekeepingsystems eine koordinierende Lotsenfunktion durch die verschiedenen Versorgungsstufen des Gesundheitssystems übernehmen.
Wie eine bedarfsgerechte Steuerung in der Versorgung konkret aussehen könnte, wird anhand verschiedener Versorgungsbereiche spezifiziert. Das vorgeschlagene Konzept zur zukünftigen Ausgestaltung der Notfallversorgung sieht gemeinsame ambulant-stationäre Behandlungsstrukturen vor, die den Weg der PatientInnen zu dem für sie richtigen Behandlungsangebot erleichtern. Die Empfehlungen zur Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen fordern einen Ausbau ambulanter und teilstationärer Angebote, um lange Wartezeiten im ambulanten Bereich und infolgedessen stationäre Aufnahmen zu reduzieren. Zudem soll eine stärkere Koordination der Versorgung den Übergang dieser PatientInnen zwischen verschiedenen Versorgungssettings erleichtern. Die Versorgung von PatientInnen mit Rückenschmerzen soll u. a. durch Patienteninformation über den oft begrenzten Nutzen von Bildgebung, die Bedeutung von Bewegung und Physiotherapie sowie durch obligatorische Zweitmeinungsverfahren vor Eingriffen an der Wirbelsäule verbessert werden.
Insgesamt zeigen die Analysen des SVR die Notwendigkeit einer besseren (Selbst-)Steuerung, wobei Steuerungsdefizite nicht notwendigerweise durch mehr, sondern durch gezieltere Steuerung ausgeglichen werden sollten. Die im Gutachten empfohlenen Steuerungsmaßnahmen und Reformvorschläge können so zu effizienten und bedarfsgerechten Versorgungswegen über Sektorengrenzen hinweg beitragen. Die hier skizzierten sowie weitere Empfehlungen und die ihnen zugrundeliegenden Analysen sind im aktuellen Gutachten des Sachverständigenrates nachlesbar: www.svr-gesundheit.de.
Dr. Philip Wahlster, wissenschaftlicher Referent in der Geschäftsstelle des SVR