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- Newsletter Mai 2018 | Nr. 167
- Dropouts in Psychotherapien
Dropouts in Psychotherapien
Der Bericht zu Therapieabbrüchen in Psychotherapien untergliedert sich in zwei Teile: Teil I umfasst zunächst Begriffsbestimmungen zu Dropouts im Rahmen von Psychotherapien, die vorrangig der begrifflichen Vielfalt aber auch der inhaltlichen Abgrenzung (etwa im Rahmen unterschiedlicher Therapieorientierungen) dienen. Dabei zeigt sich, dass eine allgemein gültige Beschreibung zu Dropouts in Psychotherapien in der berücksichtigten Fachliteratur nicht ausgewiesen wird. Für den Bericht wurde eine gängige begriffliche Beschreibung als Arbeitsdefinition gewählt, die einen Therapieabbruch grundsätzlich als ein Ereignis definiert, bei dem eine Therapie vor Erreichen festgelegter Therapieziele „einseitig“ (vom Patienten/ von der Patientin) beendet (abgebrochen) wird. Darauf aufbauend werden Theorien und Modellen zu Therapieabbrüchen vorgestellt, die eine thematische Analyse zu jenen Faktoren liefern, die sowohl zum Gelingen als auch zum Scheitern (und Abbrechen) von Psychotherapien führen können. In der narrativen Literaturanalyse für Teil I konnte anhand von drei Psychotherapiemodellen gezeigt werden, welche Faktoren einen gelungenen Psychotherapieprozess konstituieren und mit welchen Parametern (z.B. Anzahl an absolvierten Therapiesitzungen, Zeitpunkt/ -raum etc.) Dropouts beschrieben werden können. Abschließend werden im ersten Berichtsteil noch acht Gegenstrategien bzw. Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von Dropouts (wie z.B. Auftragsklärung in der Psychotherapie, gegenseitige Abstimmung von Therapiezielen, Etablierung beziehungsförderlicher Therapiefaktoren etc.) dargestellt.
Darauf aufbauend liefert Teil II eine Evidenzsynthese zu Therapieabbrüchen, in der u. a. die zentralen Prädiktoren für Dropouts in Psychotherapien erfasst wurden. Hierzu wurde als methodischer Zugang ein „Overview of Reviews“ gewählt, in dem 14 systematische Übersichtsarbeiten (SRs) berücksichtigt wurden. Der Fokus lag hierbei auf erwachsenen Psychotherapie-PatientInnen mit Depressionen, somatoformen Störungen, Panik- und Angststörungen bzw. Persönlichkeitsstörungen, in ambulanten und stationären Behandlungssettings und in Einzel- und Gruppentherapien. Das Ergebnis der größten eingeschlossenen Meta-Analyse spiegelt eine häufig(er) vorkommende Größenordnung von Psychotherapieabbrüchen wieder: 1 von 5 PatientInnen in Psychotherapie bricht eine Therapie ab. Hierbei sind es v.a. PatientInnen in jungem (Erwachsenen-)Alter bzw. PatientInnen mit Ess- bzw. Persönlichkeitsstörungen, die eine Therapie häufiger abbrechen als PatientInnen mit anderen psychischen Störungsbildern. Zur Rolle von PsychotherapeutInnen in Dropout-Prozessen liegen insgesamt (bislang) noch wenige Befunde vor. Das Ausmaß an Behandlungserfahrung von TherapeutInnen stellte sich jedoch in (einer kleinen Anzahl an) Übersichtsarbeiten als ein Dropout-Prädiktor dar. Assoziationen zwischen Psychotherapierichtungen und Therapieabbrüchen ließen sich aus dem vorliegenden Overview of Reviews nicht ableiten, allerdings zeigte sich, dass etwa die verhaltenstherapeutischen Therapierichtungen insgesamt über eine bessere (umfangreichere) Befundlage verfügen als andere Psychotherapieorientierungen.
Abschließend wurden potentielle Strategien zur Vermeidung von Psychotherapieabbrüchen identifiziert und Handlungsempfehlungen zur Vermeidung von Dropouts für die psychotherapeutische Praxis entworfen. Hierbei zeigten sich vor allem Maßnahmen zur Stärkung der therapeutischen Allianz (wie z.B. Abschluss eines Therapievertrags, Klärung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu Therapiebeginn sowie ein manualisiertes Therapievorgehen) als therapieförderlich und präventiv zur Vermeidung von Dropouts. Hinsichtlich zukünftiger Dropout-Forschung empfehlen sich vor allem weitere Erhebungen zu Prädiktoren auf Seite der professionellen/ psychotherapeutischen BehandlerInnen sowie vertiefende (qualitative) Untersuchungen zu Abbruchgründen von PatientInnen mit psychischen Störungen. RW
LBI-HTA/ AT 2018: Dropouts in Psychotherapien. HTA-Projektbericht Nr.: 100. https://eprints.aihta.at/1157/