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- Newsletter April 2018 | Nr. 166
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Performance-Messung in der österreichischen Primärversorgung
Einen ersten Einblick in die Performance der österreichischen Primärversorgung gab 2010 das von der Europäischen Kommission finanzierte PHAMEU (Primary Health Care Activity Monitor for Europe) Projekt. Anhand von 7 Dimensionen und 77 Indikatoren wurden die Schwächen der österreichischen Primärversorgung deutlich aufgezeigt. (2) Auch bei einer Bewertung auf Basis des von Barbara Starfield entwickelten und weltweit eingesetzten Primary Care Assessment Tools (PCATs) (3) im Jahr 2012 erreichte die österreichische Primärversorgung nur 7 von 30 möglichen Punkten (4). Weitere, zum Teil ernüchternde Einblicke, folgten 2013 mit der QUALICOPC (Quality and Costs of Primary Care in Europe) Studie (5), an der aus Österreich 180 AllgemeinmedizinerInnen und 1.600 PatientInnenen teilnahmen (6).
Grundlage für die PCATs, das PHAMEU Projekt und die QUALICOPC Studie war das Qualitätsmodell nach Avedis Donabedian (7), das drei in Abhängigkeit zueinanderstehende Qualitätsdimensionen beschreibt: Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Ebenfalls auf diesem Modell beruht der im Februar 2018 veröffentlichte Report „Tools and Methodologies for Assessing the Performance of Primary Care“ (8). Dieser wurde vom Expert Panel on effective ways of investing in Health (EXPH) im Auftrag der Europäischen Kommission erstellt und beschreibt anhand von 10 Dimensionen mögliche Indikatoren für eine Performance-Messung in der Primärversorgung. Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein, bietet sich doch damit die Möglichkeit in Zukunft zu überprüfen, ob gemäß der österreichischen Gesundheitsreform 2013 die Primärversorgung „im Hinblick auf den richtigen Zeitpunkt, den richtigen Ort, die optimale medizinische und pflegerische Qualität und gesamtwirtschaftlich möglichst kostengünstig“ erbracht wird (9).
Dr. med. Martin Sprenger, MPH, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Medizinischen Universität Graz
- Sprenger, M. Reformpotenziale im primären Versorgungsbereich des österreichischen Gesundheitssystems. In: Bauer, R. (Hrsg.) Zukunftsmotor Gesundheit. Entwürfe für das Gesundheitssystem von morgen. Springer, 2015. 115-133.
- Kringos, D; Boerma, W; Bourgueil, Y; et. al. The strength of primary care in Europe: an international comparative study. British Journal of General Practice 2013;63: 742–750.
- Starfield B. Primary Care: Balancing Health Needs, Services, and Technology. New York. Oxford University Press.1998.
- Stigler, FL; Starfield, B; Sprenger, M; et. al. Assessing primary care in Austria: room for improvement. Fam Pract. 2013;30(2):185-189.
- Schäfer, WLA; Boerma, WGW; Kringos, DS; et. al. Measures of quality, costs and equity in primary health care: instruments developed to analyse and compare primary health care in 35 countries. Quality in Primary Care 2013; 21(2):67-79.
- Hoffmann, K; George, A; Dorner, TE; et. al. Primary health care teams put to the test a cross-sectional study from Austria within the QUALICOPC project. BMC Family Practice 2015;16:168.
- Donabedian, A. The quality of care: How can it be assessed? JAMA 1988;260(12):1743–8.
- A new drive for primary care in Europe: Rethinking the assessment tools and methodologies. Report of the Expert Group on Health Systems Performance Assessment. European Union, 2018. Online verfügbar: https://ec.europa.eu/health/sites/health/files/systems_performance_assessment/docs/2018_primarycare_eg_en.pdf
- Gesundheitsreformumsetzungsgesetz (GRUG) 2017. §2 (2). 2.