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- Newsletter September 2017 | Nr. 160
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Tageschirurgie: Ansätze für einen weiteren Ausbau
Unter Konsultation verschiedener ExpertInnen wurden zahlreiche Faktoren ermittelt, die einen weiteren Anstieg der Tageschirurgie behindern. Insbesondere das derzeitige Vergütungssystem gibt wenig bis keine finanziellen Anreize, Eingriffe tageschirurgisch durchzuführen, da die Kostenerstattung komplex (Vergütung durch mehrere Stellen) und nicht sehr transparent ist. Ein weiteres Hindernis stellen organisationale Barrieren im Spital sowie im ambulanten Setting dar. Zum Beispiel werden für den späten Nachmittag geplante Eingriffe von vornherein nicht tageschirurgisch durchgeführt, da die Zeit zur postoperativen Beobachtung als zu kurz erachtet wird. Auch der Mangel an evidenzbasierter Leitlinien sollte nicht unterschätzt werden. Hierbei spielen insbesondere eingefahrene Verhaltensmuster sowie fehlendes Training des chirurgischen oder anästhetischen Teams eine Rolle. Und natürlich dürfen auch PatientInnenwünsche und das Bedürfnis nach „Komfort“ nicht vergessen werden. So gibt es PatientInnen, die lieber eine Nacht im Krankenhaus verbringen, obwohl es nicht notwendig wäre.
Zusammenfassend sind die Schlussfolgerungen des belgischen Berichts, dass zunächst ein kohärentes Vergütungssystem etabliert werden müsse, dass die Tageschirurgie entsprechend fördere. Hierbei wäre eine „Vereinfachung“ des bestehenden Systems von Vorteil. In den Spitälern wären längere Öffnungszeiten der Tageskliniken eine Option. Die Entwicklung klinischer Leitlinien und Behandlungspfade und – natürlich – die konsequente Verfolgung deren Umsetzung ist ein weiterer Vorschlag. Ein Beispiel hierfür wären Vorgaben bei der Antibiotikagabe, der Drainagelegung sowie auch bei der Positionierung der PatientInnen (z.B. nach Augenoperationen), da diese Dinge oftmals die alleinigen Gründe für eine stationäre Aufnahme sind.
Sowohl eine bessere Kommunikation mit den PatientInnen, den AllgemeinärztInnen, der häuslichen Pflege, PhysiotherapeutInnen und PharmazeutInnen, als auch die entsprechende Schulung der einzelnen Professionen wird empfohlen, damit eine optimale postoperative Versorgung gewährleistet ist. Außerdem wird vorgeschlagen ein Benchmark-System zu implementieren, mit dem die Leistungserbringer einen direkten Vergleich zu anderen Einrichtungen haben und dadurch entsprechendes Feedback erhalten. SF
KCE/ BE 2017: Proposals for a further expansion of day surgery in Belgium. http://kce.fgov.be/sites/default/files/atoms/files/KCE_282C_Day_surgery_Synthese_0.pdf