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- Newsletter November 2016 | Nr. 152
- Systemische Psychotherapie bei Erwachsenen
Systemische Psychotherapie bei Erwachsenen
Die systemische Psychotherapie ist in Deutschland seit 2008 eine wissenschaftlich anerkannte Therapieform, jedoch – anders als die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die Verhaltenstherapie - bislang keine Leistung der „Gesetzlichen Krankenkassen“ (GKV). Der „Gemeinsame Bundesausschuss“ (G-BA) hat das IQWIG mit einer Nutzen- und Schadenbewertung für die Zielgruppe erwachsener KlientInnen beauftragt, um über eine Aufnahme in den GKV-Leistungskatalog entscheiden zu können. Grundsätzlich handelt es sich bei der systemischen Psychotherapie um ein methodenvielfältiges Verfahren, bei dem es nicht nur um die einzelne Person und um ihr Symptom geht, sondern auch um deren zwischenmenschlichen Kontext, der sich in den Beziehungen in einer Familie oder in einer Gruppe ausdrückt. Für den Vorbericht konnten insgesamt 40 Studien identifiziert werden, die für die Beantwortung der Forschungsfragen brauchbar waren – 31 Studien lieferten verwertbare Daten. Die Studienergebnisse wurden zu neun Störungsbildern zusammengefasst: Angst- und Zwangsstörungen, Demenz, depressive Störungen, Essstörungen, gemischte Störungen, körperliche Erkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie und affektive psychotische Störungen sowie Substanzkonsumstörungen (Abhängigkeit, Missbrauch). Die Morbidität stellte den zentralen Endpunkt über alle Störungsbilder hinweg dar, wobei je nach psychischer Störung eine Verfeinerung der Endpunkte vorgenommen wurde.
Weder Vor- noch Nachteile der systemischen Psychotherapie konnte für den Bereich der Demenz sowie der Persönlichkeitsstörungen festgestellt werden. Hierzu gab es entweder keine Daten oder es zeigten sich keine (relevanten) Unterschiede zu anderen Interventionen. Jeweils einen Hinweis auf einen Nutzen gibt es bei Angst- und Zwangsstörungen sowie bei der Schizophrenie (allerdings nur für den Vergleich mit „keine Behandlung“). Gegenüber Beratung und Informationsvermittlung zeigen die Studien bei den Angst- und Zwangsstörungen lediglich einen Anhaltspunkt für einen Nutzen und gegenüber einer psychodynamischen Langzeittherapie fallen die Ergebnisse sogar zuungunsten der systemischen Psychotherapie aus (Anhaltspunkt für geringeren Nutzen). Bei Schizophrenie fehlen für den Vergleich mit anderen psychotherapeutischen Verfahren Daten, gegenüber Beratung und Informationsvermittlung lässt sich aus den verfügbaren Studienergebnissen kein Nutzen oder Schaden ableiten. Bei depressive Störungen, Essstörungen, gemischten Störungen, körperlichen Erkrankungen und Substanzkonsumstörungen zeigen sich in den eingeschlossenen Studien jeweils Anhaltspunkte für einen Nutzen (bei einem oder mehreren Vergleichen). Der IQWIG-Abschlussbericht soll an den G-BA im Laufe des ersten Quartals 2017 ergehen. RW
IQWiG / DE 2016: Systemische Therapie bei Erwachsenen als Psychotherapieverfahren (Vorbericht N14-02). https://www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/nichtmedikamentoese-verfahren/n14-02-systemische-therapie-bei-erwachsenen-als-psychotherapieverfahren.6247.html