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- Newsletter September 2016 | Nr. 150
- Ganzkörperkältetherapie (GKK): bei muskuloskeletalen Erkrankungen, Osteoarthritis, rheumatoider Arthritis, atopischer Dermatitis und Depression
Ganzkörperkältetherapie (GKK): bei muskuloskeletalen Erkrankungen, Osteoarthritis, rheumatoider Arthritis, atopischer Dermatitis und Depression
Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) warnte kürzlich vor den potentiellen Risiken und den irreführenden Informationen über Cryotherapie. Die FDA betont, dass die GKK für die Behandlung von Alzheimer-Krankheit, Fibromyalgie, Migräne, rheumatoide Arthritis, Osteoarthritis, multiple Sklerose, Stress, Angststörungen oder chronische Schmerzerkrankung nicht zugelassen ist. Weiters wird betont, dass sehr wenig wissenschaftliche Evidenz über die Wirksamkeit und Sicherheit der GKK für die Behandlung der oben genannten Erkrankungen vorliegt. Hingegen gibt es klare Hinweise auf die Risiken: Erstickungsgefahr, Erfrierungen und Augenverletzungen seien möglich.
Ein systematischer Evidenzbericht des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger (HVB) beschäftigte sich mit der Ganzkörperkühlung bereits 2012. Der Bericht mit Fokus auf die Anwendung der GKK als Maßnahme der physikalischen Therapieanwendung im niedergelassenen Bereich oder im Rehabilitationssetting identifizierte acht Studien die in die Analyse einbezogen wurden. Die Studien wiesen große methodische Mängel auf, das Evidenzniveau basierte vorwiegend auf Beobachtungsstudien. Zu Osteoarthritis (OA) und rheumatoider Arthritis (RA) wurden zwei Studien gefunden, von denen eine Studie eine signifikante Reduzierung von Histaminwerten in RA-PatientInnen, die mit GKK behandelt wurden, im Vergleich zu konventioneller Physiotherapie zeigte. Jeweils eine Studie berichtete positive Ergebnisse bei PatientInnen mit atopischen Dermatitis und bei PatientInnen mit Depression- oder Angstsymptomen, wobei jedoch die PatientInnen sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe ihre übliche Psychopharmakotherapie unverändert weiter erhielten. In zwei Studien wurden hohe Drop-out- Raten (5,5% bzw. 21,7%) aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen beobachtet.
Die Schlussfolgerungen des HVB 2012, dass aus den gefundenen Daten keine wissenschaftlich fundierte Empfehlung zugunsten der Kältekammer gegeben werden kann und darüber hinaus ein nicht klar definierbares Schadenspotential besteht, wird also durch die rezente FDA-Warnung bestätigt. JE
HVB/ AT 2012: Kältekammertherapie bei muskuloskeletalen Erkrankungen – Update. http://www.hauptverband.at/cdscontent/load?contentid=10008.564585&version=1391184573
FDA/ US 2016: Whole Body Cryotherapy (WBC): A "Cool" Trend that Lacks Evidence, Poses Risks. http://www.fda.gov/ForConsumers/ConsumerUpdates/ucm508739.htm