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- Newsletter Mai 2019 | Nr. 177
- Roboterassistierte Chirurgie – Teurer aber oft nicht wirksamer als herkömmliche Chirurgie
Roboterassistierte Chirurgie – Teurer aber oft nicht wirksamer als herkömmliche Chirurgie
Zu neun der 13 untersuchten Verfahren wurde keine ausreichende Evidenz (vergleichende Studien) identifiziert, um den Nutzen der roboterassistierten Chirurgie gegenüber Laparoskopie und offener Chirurgie feststellen zu können. Zu Indikationen im Bereich des Thorax konnten keine randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) gefunden werden. Jedoch wurden vier nicht-randomisierte kontrollierte Studien (nRCTs) eingeschlossen. Die Indikationen im Bereich des Bauchraumes wurden in vier größere Bereiche unterteilt: Speiseröhre, Magen, Darm und Gallenblase/ Leber/ Hernie. Zu Speiseröhre wurden insgesamt fünf RCTs und zwei nRCTs, zu Magen drei RCTs, zu Darm sieben RCTs und zu Gallenblase/ Leber/ Hernie vier RCTs und drei nRCTs gefunden. In den meisten Studien wurden die relevanten Endpunkte (Morbidität, Mortalität, Lebensqualität, Ressourcenverbrauch) entweder nicht berichtet, nicht gemessen oder zeigten keine statistisch signifikanten Unterschiede.
Nur bei vier Verfahren (Ösophagektomie, Gastrektomie, Rektumresektion, Cholezystektomie) - und dazu nur für einen Teil der Endpunkte - waren Aussagen zur Wirksamkeit möglich, wobei die Evidenzqualität als niedrig oder höchstens moderat eingestuft wurde. Die meisten der Studien sprachen sich in einzelnen Endpunkten für die roboterassistierte Chirurgie aus, jedoch sind die Aussagen aufgrund der Evidenzqualität mit Unsicherheit behaftet. Derzeit laufen ungefähr 40 Studien oder sind in der Planungsphase, insbesondere zu Rektumresektion, Gastrektomie, Hernienreparatur, Ösophagektomie, Lobektomie, wobei in fünf von diesen mehr als 1.000 PatientInnen eingeschlossen werden. Die ersten Ergebnisse sind ab 2021 zu erwarten. Diese Studien sollten mehr Evidenz mit höherer Qualität liefern, um konkretere Aussagen bzgl. des klinischen Nutzens der roboterassistierten Chirurgie im Vergleich zur Laparoskopie oder offenen Chirurgie treffen zu können.
Die roboterassistierte Chirurgie ist zurzeit deutlich kostenintensiver als herkömmliche Operationstechniken. Um die Kosten zu rechtfertigen, müsste die Evidenz zum Nutzen insgesamt überzeugend sein. JE
LBI-HTA/ AT & EUnetHTA 2019: Roboterassistierte Chirurgie bei Indikationen im Bereich des Thorax und des Bauchraumes. LBI-HTA Projektbericht 109. https://eprints.aihta.at/1198/