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- Newsletter April 2019 | Nr. 176
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E-Zigarette: Probates Mittel zur Raucherentwöhnung?
Die E-Zigarette ist hinsichtlich ihrer Nutzerzahlen europaweit – wortwörtlich - in aller Munde: In Deutschland rauchten 2017 bereits 3,7 Millionen Menschen elektronische Zigaretten. Sie bestehen aus einem Kunststoffrohr, einem elektronischen Heizelement (Verdampfer), einer Flüssignikotinpatrone, einer Lithiumbatterie und einer Zerstäubungskammer mit Membran. Das mit verschiedenen Aromastoffen (z.B. Vanille, Mango, Apfel etc.) versetzte einzuatmende Aerosol erfreut sich v.a. bei Jugendlichen großer Beliebtheit. Verschiedene Gesundheitsbehörden fordern inzwischen eine höhere Besteuerung der E-Zigaretten.
Die Canadian Agency for Drugs and Technologies in Health (CADTH) verwies in einem Rapid Response Report bereits 2012 auf die unzureichende Studienlage bzgl. Wirksamkeit und Sicherheit. Die E-Zigarette konnte das Rauchverlangen bei geringen Nebenwirkungen dezimieren. Lediglich in einem Fall kam es zu einer exogenen Lipidpneumonie. Allerdings war die Evidenz von niedriger Qualität. Zusätzlich konnten Interessenskonflikte bei einzelnen Studien nicht ausgeschlossen werden. Ein Update der Cochrane Collaboration von 2016 (Review 2014), bewertete die Evidenz ebenfalls als niedrig - lediglich drei RCTs konnten eingeschlossen werden: Zwei Studien belegten, dass E-Zigaretten - verglichen mit Placebo - RaucherInnen helfen können langfristig mit dem Rauchen aufzuhören. Schwerwiegende Nebenwirkungen gab es keine: Lediglich Reizungen im Mund- und Rachenraum traten auf. Ein HTA von 2017 der Health Information and Quality Authority (HIQA) bewertete Rauchentwöhnungsmaßnahmen in Irland: mehr als ein Fünftel der irischen Bevölkerung raucht. Auch hier wurde die Evidenz für die E-Zigarette als niedrig eingestuft: Es wurden lediglich zwei klinische Studien gefunden, die belegen konnten, dass E-Zigaretten zu einer dauerhaften Entwöhnung beitragen können. Über die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen bestehen erhebliche Unsicherheiten. Unter anderem befürchtet man, dass die Verbreitung der E-Zigarette Nikotinkonsum erst recht salonfähig machen und als Brücke zur herkömmlichen Zigarette dienen könnte.
In einer Industrie-unabhängigen britischen Studie des NEJM von 2019 (randomisiert, aber unverblindet) wurde die Wirksamkeit von zwei Methoden zur Raucherentwöhnung verglichen: Hier schnitt die E-Zigarette statistisch signifikant besser ab als Nikotinersatzstoffe. Die einjährige Abstinenzrate (primärer Endpunkt) lag fast doppelt so hoch (18%) wie beim Komparator (9,9%). Jedoch verwendeten nun 4 von 5 der abstinenten RaucherInnen nach 12 Monaten immer noch die elektronische Zigarette. OS
NEJM/US 2019: A Randomized Trial of E-Cigarettes versus Nicotine-Replacement Therapy. https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa1808779
HIQA/IRL 2017: Health technology assessment of smoking cessation interventions. https://www.hiqa.ie/sites/default/files/2017-04/Smoking%20Cessation%20HTA.pdf
Cochrane Collaboration/UK 2016: Electronic cigarettes for smoking cessation. Cochrane Library. Update (first Review 2014). https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD010216.pub3/epdf/full
CADTH/CA 2012: Electronic Cigarettes: A Review of the Clinical Evidence and Safety. Rapid response report. https://www.cadth.ca/sites/default/files/pdf/htis/aug-2012/RC0380%20E-cigarettes%20Final.pdf