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- Newsletter April 2019 | Nr. 176
- Gesundheitliche Versorgung von vulnerablen Personen – Methoden der Evaluation
Gesundheitliche Versorgung von vulnerablen Personen – Methoden der Evaluation
Insgesamt konnten 12 (englischsprachige) Evaluationsstudien und 7 (deutschsprachige) Evaluationsberichte identifiziert werden, in denen Methoden, Indikatoren und/ oder Instrumente dokumentiert wurden, die im Zuge von Evaluationen von niederschwelligen, ambulanten Gesundheitseinrichtungen verwendet wurden. Für die Zusammenschau an Evaluationsmethoden-, indikatoren und –instrumenten wurde eine systematische Literatursuche in mehreren Datenbanken sowie eine Handsuche auf den Webseiten von Fachgesellschaften für Evaluationen durchgeführt. Zudem wurden ergänzend (vorwiegend österreichische) ExpertInnen für „Evaluationen von komplexen Interventionen für vulnerable Personen“ in die Literaturrecherche miteinbezogen. Eine große methodische Heterogenität konnte entsprechend den thematischen Hintergründen und Zielsetzungen festgestellt werden, wobei sich mehrheitlich ein „mixed methods“ Zugang erkennen ließ. Dabei handelte es sich v.a. um Interviews mit PatientInnen/ LeistungsanbieterInnen (wie z.B. ÄrztInnen, AbteilungsleiterInnen) sowie um Fragebögen. Hinsichtlich verwendeter Evaluationsindikatoren wurden vorrangig soziodemographische Daten der NutzerInnen, der Gesundheitszustand der PatientInnen sowie die Inanspruchnahme von Gesundheits- und Sozialleistungen erhoben. Weitere Indikatoren bezogen sich auf die Zufriedenheit der PatientInnen – etwa hinsichtlich des Angebotsspektrums. Gesundheitsökonomische Indikatoren (z.B. Wirtschaftlichkeit von Programmen) wurden in nur einer geringen Anzahl an Publikationen festgestellt. Grundsätzlich gab es nur wenige Studien die Angaben zu den verwendeten Evaluationsinstrumenten machten – wobei der psychische Gesundheitszustand der PatientInnen am häufigsten gemessen wurden. Hierbei wurden sowohl generische als auch krankheitsspezifische Instrumente (z.B. bzgl. affektiver Erkrankungen) berichtet.
Abschließend wurden Handlungsempfehlungen formuliert, die vor dem Hintergrund allgemeiner Evaluationstheorien und der Studien- und Berichtsergebnisse, bei der Planung und Durchführung von Evaluationen von Gesundheitszentren für vulnerable Personen, berücksichtigt werden sollten:
- Bei obdach-, wohnungslosen und nicht-krankenversicherten Personen handelt es sich um „hardly to reach populations“. Niederschwelligkeit sollte sich nicht nur im Leistungszugang, sondern auch in der Wahl der Evaluationsmethode widerspiegeln.
- Die Vertrauens- und Beziehungsebene ist für die Durchführung von Evaluationen ein wichtiger Faktor. Es bedarf der Entwicklung von „retention strategies“, d.h. von Strategien mit denen PatientInnen „gehalten“ werden können.
- Vor der Planung bzw. der Durchführung einer Evaluation sollte ein Wirkungsmodell entwickelt werden, um die Zielrichtung einer Evaluation genau bestimmen zu können. Darauf aufbauend können relevante Evaluationspopulationen identifiziert, adäquate Evaluationsmethoden und -indikatoren bestimmt und die entsprechenden Evaluationsinstrumente festgelegt werden. RW
LBI-HTA/AT 2019: Evaluierungsmethoden zur Nutzenbewertung niederschwelliger, ambulanter Gesundheitszentren für vulnerable Personengruppen. Zielgruppen-Fokus: obdachlose, wohnungslose und nicht-krankenversicherte Personen. https://eprints.aihta.at/1195/