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- Newsletter März 2019 | Nr. 175
- 3D-Druck in der Medizin: Quo vadis?
3D-Druck in der Medizin: Quo vadis?
Die STOA-Studie „Additive bio-manufacturing: 3D printing for medical recovery and human enhancement“ (2018) ging diesen Unsicherheiten auf den Grund: Ziel war es nicht nur den technologischen status quo abzubilden, sondern prospektiv Szenarien und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen zu skizzieren. Dazu wurde eine umfassende Literatursuche durchgeführt und ExpertInnen aus relevanten Wissensgebieten befragt. Denn: Die Effekte der Technologie spielen sich auf mehreren Ebenen ab und beeinflussen sich gegenseitig. Deshalb galt die Aufmerksamkeit des Projektes v.a. den sozialen, technologischen, ökologischen, ethischen, rechtlichen, ökonomischen und demographisch bedingten Aspekten des Verfahrens. Hinsichtlich der Produkte konzentrierte sich das Forschungsteam auf Prothesen und Orthesen, Gewebe- und Organdruck und zahnärztliche Implantate. Schon in der Heterogenität dieser drei Gruppen spiegelt sich eine entscheidende Problematik wider: A priori muss zwischen Produkten für die Genesung und jenen mit rein kosmetischem Zugang unterschieden werden.
Diese Zuordnung in medizinische und nicht-medizinische Produktgruppen eröffnet wiederum völlig verschiedene Regulierungs- und Sicherheitsnotwendigkeiten. Auf der Grundlage bestehender Regularien und gesellschaftlicher Trends arbeitete die Studie vier mögliche Szenarien heraus, wie mit der neuen Technologie umgegangen werden könnte. Die große Bandbreite der Möglichkeiten für den medizinischen Einsatz (Herstellung von Instrumenten, Implantaten, Prothesen, Tablettenhülsen, Lebensmitteln uvm.) könnten auch neue Impulse in der Ausbildung angehender MedizinerInnen (z.B. Training an lebensechten Nachbildungen) setzen. Allerdings bedarf es völlig neuer Produktions- und Teststandards, um eine adäquate Qualität gewährleisten zu können. Auch in anderen Bereichen herrscht Klärungsbedarf: Beispielsweise unterliegen medizinische Daten geistigen Eigentumsrechten, deren Teilung die Privatsphäre von PatientInnen betrifft. Auswirkungen auf die Arbeitswelt (z.B. der Verlust von Arbeitsplätzen) sind ebenso denkbar, v.a. in der Zahntechnik. Gerade aus der Vielseitigkeit der Anwendungsmöglichkeiten ergeben sich Herausforderungen für staatliches Handeln: Mithilfe von fallspezifischen Gesetzesanpassungen, einer an sozialen Zielen orientierten Innovationspolitik und einer öffentlichen Diskussionsplattform könnten diese angegangen werden. Die Technikentwicklung sollte an gesellschaftliche Präferenzen ausgerichtet werden, was das Risiko einer zu hohen Erwartungshaltung in einzelnen Bereichen (z.B. bei der Organherstellung) minimieren würde.
Für eine schnelle Einführung des 3D-Drucks sprechen beispielsweise Zahlen aus dem Hörgeräte-Bereich: Hier sattelten alle großen amerikanischen Hersteller binnen zwei Jahren vollständig auf die neue Technologie um. OS
STOA/ IT 2018: Additive bio-manufacturing: 3D printing for medical recovery and human enhancement. http://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/IDAN/2018/614571/EPRS_IDA(2018)614571_EN.pdf
STOA/ IT 2018: Additive bio-manufacturing: 3D printing for medical recovery and human enhancement. https://www.researchgate.net/publication/326689200_Additive_bio-manufacturing_3D_printing_for_medical_recovery_and_human_enhancement
CADTH/ CA 2019: An Overview of Clinical Applications of 3-D Printing and Bioprinting. https://www.cadth.ca/sites/default/files/pdf/feedback/DRAFT_EH0072.pdf?utm_source=CONS+List&utm_campaign=491ebab18c-E_Alert_EH0072_02-05-19&utm_medium=email&utm_term=0_f3b3313866-491ebab18c-263034161
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=98038&s=nasenscheidewand