Versorgungsforschung in der Onkologie: Therapien am Lebensende
Projektleitung: Martin Robausch
Projektbearbeitung: Martin Robausch
Unterstützung: DexHelpp (Datenbereitstellung und -verarbeitung), Nicole Grössmann
Laufzeit: Jänner 2018 – März 2020
Publikation: LBI-HTA Projektbericht Nr. 127: http://eprints.aihta.at/1233
Hintergrund:
Das breite Erkrankungsspektrum in der Krebsversorgung stellt die Qualitätsmessung vor besondere Herausforderungen. Multimodale Behandlungsformen (Chirurgie, Chemo-, Hormon-, Immun-, Strahlentherapie) sind von einem wiederholten Wechsel zwischen ambulant und stationär gekennzeichnet. Dennoch wurden international generische Indikatoren entwickelt, die unabhängig von der Tumorentität die Qualität der Versorgung messen [1, 2]. Der am häufigsten verwendete generische Qualitätsindikator betrifft die Versorgung am Lebensende (end-of-life care): Versterben in einem Bett in der Akutversorgung, intensivmedizinische Versorgung und/oder systemische Therapien innerhalb der letzten Lebenswochen [3]. Rezente Analysen von Routinedaten aus der Schweiz [4] oder sieben westlichen Ländern [5] zeigen dass in Belgien, Kanada, England, Deutschland und Norwegen (38,3–52,1%) der Anteil der im Krankenhaus Verstorbenen deutlich höher war als in den Niederlanden und den USA (29,4% bzw. 22,2%). Eine explorative Studie mit Daten von NÖGKK Versicherten zeigte in dieser Altersgruppe mit 58,4% einen Wert der über dem höchsten internationalen Referenzwert (Kanada 52,1%) liegt [6].
Projektziel und Forschungsfragen:
Es ist das Projektziel, die explorative Studie zu onkologischen Therapien am Lebensende aus NÖ mit Daten aus allen Bundesländern Österreichs zu erweitern und die gefundenen Informationen zum Ort des Todes; Krankenhaus- und Intensivbettenaufnahmen am Lebensende; spezielle Therapien am Lebensende in eine Literatursynthese zu eben diesem Thema einzubetten. Darüber hinaus soll die Möglichkeit der Operationalisierung der von Patera und Wild (2012) [2] zusammengestellten generischen Indikatoren mit Routinedaten des österreichischen Gesundheitswesens geprüft werden. Darauf aufbauend soll dargestellt werden, in welchen Bereichen zusätzliche Datenbedarf besteht.
Methoden:
Neben einer
(1) selektiven (Handsuche) zu empirischen Studien zur Versorgung von onkologischen PatientInnen am Lebensende sollen
(2) Routinedaten herangezogen werden, und
(3) die Ergebnisse anonymisiert und aggregiert dargestellt werden.
Zeitplanung:
- Jänner–März 2019: Literatursuche, Definition der Datenanforderungen, Datenakquisition
- April–November 2019: Datenauswertungen
- Dezember 2019–Jänner 2020: Berichtlegung, Peer-Review
Literatur:
[1] Patera, N. (2011): Behandlungsqualität in der Onkologie und deren Messung. HTA-Projektbericht 49a.
[2] Patera, N. und Wild, C. (2012): Generische Indikatoren für Prozessqualität in der Onkologie: Ein Kompendium. HTA-Projektbericht 49b.
[3] Wild, C., Patera, N., (2013) Measuring quality in cancer care: initiatives in seven countries. European Journal of Cancer Care 22 (6): 773–781.
[4] Matter-Walstra KW, et al. (2014) Delivery of health care at the end of life in cancer patients of four swiss cantons: a retrospective database study (SAKK 89/09). BMC Cancer;14:306.
[5] Bekelmann JE, Halpern SD, Blankart CR. (2016) Comparison of Site of Death, Health Care Utilization, and Hospital Expenditures for Patients Dying With Cancer in 7 Developed Countries. JAMA;315(3):272-83.
[6] Fuchs F, Robausch M (2017) Vortrag bei HTA in KA, 28.9.2017, eingereicht als Manuskript.